Nachdem man mit einem Sieg über Schlusslicht Regensburg in der Vorrunde noch Chancen auf den Klassenerhalt gewahrt hatte, empfing die Trostberger „Erste“ vergangenes Wochenende den Oberliga-Tabellenführer vom SC Noris-Tarrasch Nürnberg – genauger gesagt, die erste von sage und schreibe acht Schach-Mannschaften, mit jeweils acht Denksportlern.

Internationaler Meister Hermann Knoll spielte das recht unkonventionelle Blumenfeld-Gambit im Anzug. Nach ungenauer Behandlung in den nächsten Zügen konnte Yevhenii Yelisieiev – seines Zeichens ebenfalls internationaler Meister – recht schnell deutlichen Vorteil erringen. Die Umsetzung zum vollen Punkt war für den ukrainischen Studenten ein Leichtes.

FIDE-Meister Reiner Huch erreichte im abgelehnten Damengambit eine recht aussichtsreiche Stellung, konnte diese allerdings nicht verwerten. Die Partie verflachte in Folge, sodass im 27. Zug das Remis vereinbart wurde.

Markus Hinterreiter wurde vom aus der Ukraine stammenden internationalen Meister Alexander Kabatianski in der französischen Eröffnung recht elegant überspielt und musste nach zusätzlichem Einstellen einer Leichtfigur bereits im 19. Zug die Partie aufgeben.

Abteilungsleiter Sven Steinberg zeigte sich von der konkreten Eröffnungsbehandlung seines Gegenüber unbeindruckt und erreichte durch präzises Spiel eine ausgeglichene Mittelspiel-Stellung. Hier, jedoch, spielte Nürnberger Routinier, FIDE-Meister Reiner Heimrath, zusehends sein Positionsverstädnis aus und die Stellung des Trostbergers wurde immer passiver. Als der Weiße mittels eines taktischen Tricks in ein gewonnenes Bauernendspiel überleitete, hatte Steinberg genug gesehen und gab die Partie auf.

Maximilian Mostbauer wählte die Rubinstein-Variante der französischen Verteidigung und obwohl die schwarze Stellung über den gesamten Verlauf der Partie nie wirklich Vertrauen erwecken wollte, gelang es dem Nürnberger Michael Mischustov nicht darauf gewinnbringend Kapital zu schlagen. Das Turmendspiel mit Minus-Bauer verteidigte der Oberösterreicher gekonnt und so wurde die Punkteteilung vereinbart.

Sebastian Bauer spielte an Brett 1 gegen Großmeister Leonid Milov. Seit dem Föderationswechsel von der Ukraine 2005 zählt dieser zu den stärksten Schachspielern Deutschlands. Milov wollte seinen jungen Gegner überraschen, indem er im geschlossenen Spanier im achten Zug einen eher ungewöhnlichen Bauernzug im Zentrum wählte. Bauer war von diesem Zeitpunkt an auf sich allein gestellt, konnte die weiße Initiative allerdings abwehren und schaffte es sogar den Großmeister in Folge zu überspielen. Am Ende der Partie waren in Zeitnot präzise Züge von Milov erforderlich, um die Stellung in der Balance zu halten – das Remis, das logische Ergebnis.

FIDE-Meister Florian Mostbauer spielte gewohnt kreativ und opferte bereits im zwölften Zug eine Leichtfigur für drei Bauern. Da zudem die weiße Königsstellung arg in Mitleidenschaft gezogen war, gab es keinen Zweifel an der Kompensation des Schwarzen. Der Ober-Österreicher überspielte seinen Kontrahenten in Folge und konnte mithilfe eines taktischen Tricks in ein aussichtsreiches Endspiel überführen, das er schlussendlich auch zum vollen Punkt konvertierte.

Lukas Knorr konnte in einem aus der Bird-Eröffnung resultierenden Mittelspiel eine sehr vielversprechende Stellung erreichen. Die Verwertung dieser machte ihm sein Nürnberger Gegenüber, Wolfgang Homuth, allerdings so schwer wie möglich. In Folge gewann Schwarz trotz Minus-Bauern die Überhand und durch Einbruch der Schwerfiguren auf der h-Linie schlussendlich auch die Partie.

Nürnberg darf sich damit als Spitzenreiter weiterhin gute Chancen auf den Aufstieg in die zweite Bundesliga ausmalen, wohingegen die Trostberger um den Klassenerhalt bangen.